Eine Rotatorenmanschettenruptur ist eine der häufigsten Verletzungen im Schulterbereich und betrifft sowohl ältere Menschen als auch Sportler, die ihre Schultern stark belasten. Eine solche Verletzung kann sowohl durch akute Unfälle als auch durch wiederholte Überlastung entstehen. Die Behandlung einer Rotatorenmanschettenruptur erfolgt entweder konservativ, also ohne chirurgischen Eingriff, oder operativ. Beide Ansätze erfordern eine umfassende Rehabilitation, um eine vollständige Wiederherstellung der Schulterfunktion zu gewährleisten. In diesem Blogpost werfen wir einen Blick auf beide Behandlungsmöglichkeiten und die jeweiligen Rehabilitationsphasen.
Was ist eine Rotatorenmanschettenruptur?
Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln, die das Schultergelenk stabilisieren und für die Beweglichkeit des Arms sorgen. Bei einer Rotatorenmanschettenruptur kommt es zu einem Riss oder Abriss eines oder mehrerer dieser Muskeln, was zu Schmerzen, einer eingeschränkten Beweglichkeit und oft zu einer Schwächung der Schulter führt. Je nach Schweregrad der Verletzung kann entweder eine konservative Behandlung (physiotherapeutische Maßnahmen und gezielte Kräftigung) oder eine operative Behandlung notwendig sein.

Konservative Behandlung: Rehabilitation ohne Operation
In weniger schweren Fällen, bei denen die Rotatorenmanschette nur teilweise gerissen ist oder die Beschwerden durch eine Operation nicht signifikant verbessert werden könnten, wird oft der konservative Weg eingeschlagen. Die konservative Behandlung setzt auf Physiotherapie, gezielte Übungen und schrittweise Belastung der Schulter.
1. Akute Phase (0-6 Wochen):
Zu Beginn der konservativen Behandlung liegt der Fokus auf Schmerzmanagement und der Entzündungshemmung. Hierzu kommen meist entzündungshemmende Medikamente sowie Kälteanwendungen wie Kühlpacks zum Einsatz. In dieser Phase ist es wichtig, die Schulter zu schonen und sie nicht unnötig zu belasten. Oft wird auch eine Schlinge oder Bandage getragen, um die Schulter zu stabilisieren und eine zu starke Belastung zu vermeiden.
Gleichzeitig kann eine passive Physiotherapie durchgeführt werden, bei der die Schulter vorsichtig bewegt wird, um die Beweglichkeit zu erhalten und die Muskulatur zu schonen.
2. Rehabilitationsphase (6-12 Wochen):
Nach der akuten Phase wird mit gezielten Physiotherapieübungen begonnen, die die Beweglichkeit und die Muskelkraft wiederherstellen sollen. Hierbei kommen passive und aktive Bewegungsübungen sowie isometrische Übungen zum Einsatz. In dieser Phase wird auch die Gelenkbeweglichkeit wiederhergestellt, ohne die Schulter zu überlasten.
Mit fortschreitender Heilung werden sanfte Kräftigungsübungen eingebaut, um die Rotatorenmanschette und die umliegenden Muskeln zu stärken. Die Schulter wird zunehmend belastet, wobei die Übungen stets unter Anleitung eines Physiotherapeuten durchgeführt werden sollten, um eine Überbeanspruchung zu vermeiden.
3. Stärkungsphase (12-24 Wochen):
In dieser Phase liegt der Fokus auf dem gezielten Muskelaufbau und der Verbesserung der Schulterstabilität. Durch gezielte Übungen mit Widerstand (z. B. mit Therabändern oder kleinen Hanteln) wird die Muskulatur rund um die Schulter gestärkt. Auch die Koordination und das propriozeptive Training (also das Training der Körpersensibilität und -wahrnehmung) kommen zum Einsatz, um die Schulterfunktion zu optimieren.
4. Rückkehr zum Alltag und Sport (ab 6 Monaten):
Nachdem die Schulter ausreichend stabilisiert ist, wird das Training fortgeführt, um die Beweglichkeit, Stärke und Koordination weiter zu verbessern. Zu dieser Phase gehören funktionelle Übungen, die darauf abzielen, die Schulter an sportliche Belastungen oder Alltagsaktivitäten zu gewöhnen. Auch die Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten oder beruflichen Tätigkeiten wird nach und nach eingeplant.

Operative Behandlung: Rehabilitation nach einer Operation
In schwereren Fällen, in denen ein vollständiger Riss der Rotatorenmanschette oder eine konservative Behandlung keine ausreichenden Fortschritte gebracht hat, kann eine operative Behandlung erforderlich sein. Ziel der Operation ist es, den Riss der Muskeln zu reparieren und die normale Funktion der Schulter wiederherzustellen.
1. Postoperative Phase (0-6 Wochen):
Direkt nach der Operation ist eine Ruhigstellung der Schulter erforderlich, häufig durch das Tragen einer speziellen Schlinge, die den Arm in einer bestimmten Position hält, um die operierten Strukturen zu entlasten. In dieser Zeit geht es vor allem darum, die Wundheilung zu fördern und eine Überlastung der Schulter zu vermeiden. Schmerzmittel und gegebenenfalls entzündungshemmende Medikamente werden eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern.
Physiotherapie wird in der Regel erst nach der initialen Heilungsphase aufgenommen, dabei beginnt man mit sehr sanften Bewegungsübungen, die passiv durchgeführt werden. Diese Phase ist entscheidend, um die Heilung zu unterstützen und gleichzeitig die Mobilität der Schulter zu erhalten.
2. Frührehabilitation (6-12 Wochen):
Nach den ersten 6 Wochen kann mit der aktiven Mobilisation und gezieltem Muskelaufbau begonnen werden. In dieser Phase liegt der Fokus auf der Wiederherstellung der Beweglichkeit der Schulter und der vorsichtigen Kräftigung der Muskulatur. Übungen zur passiven und aktiven Schulterbewegung werden zunehmend intensiviert, immer unter Beachtung der Operationsvorgaben, um keine weiteren Schäden zu verursachen.
3. Kräftigungsphase (12-24 Wochen):
Wie bei der konservativen Behandlung kommt nun auch hier der gezielte Muskelaufbau in den Vordergrund. Besonders wichtig ist die Stärkung der Rotatorenmanschette und der stabilisierenden Muskeln, um die Schulter langfristig zu stabilisieren. Übungen mit Widerstand, sowohl mit freien Gewichten als auch mit Geräten, sind jetzt wichtig, um die Muskulatur zu kräftigen und die Schulterfunktion zu optimieren.
4. Rückkehr zu Sport und Alltag (ab 6 Monaten):
Nach etwa 6 Monaten kann die Schulter wieder belastet werden, und die Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten wird angestrebt. Hierbei wird die Schulter gezielt auf die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Sports oder der beruflichen Tätigkeit vorbereitet. Es ist jedoch wichtig, in dieser Phase weiterhin auf eine progressive Steigerung der Belastung zu achten, um eine erneute Verletzung zu vermeiden.
Fazit: Beide Wege führen zum Ziel – Geduld und konsequente Reha sind entscheidend
Ob konservative Behandlung oder operative Therapie – die Rehabilitation nach einer Rotatorenmanschettenruptur ist ein langfristiger Prozess, der Geduld und Disziplin erfordert. Beide Behandlungswege verfolgen das gleiche Ziel: die vollständige Wiederherstellung der Schulterfunktion. Die Wahl des richtigen Behandlungswegs hängt von der Schwere der Verletzung und dem individuellen Heilungsverlauf ab. Eine gezielte, gut strukturierte Reha, die sowohl die Beweglichkeit als auch die Kraft und Stabilität der Schulter fördert, ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.
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